Sonntag, 9. September

Sonntag, 9. September
11:00 Uhr
Film
Nur Abendkasse – Nach Oben
Nachrichten aus der ideologischen Antike
Film
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Nachrichten aus der ideologischen Antike (Foto: zVg)

«Der Entschluss steht fest, Das Kapital nach dem Szenarium von Karl Marx zu verfilmen», notierte Sergej Eisenstein am 12. Oktober 1927. Eisenstein, der mit Panzerkreuzer Potemki (1926) die Filmsprache revolutionierte, wollte Marx’ Schrift «kinofizieren». Die Herausforderung, die von einem solchen Werk ausgeht, so glaubte Eisenstein, würde die Filmkunst von Grund auf verändern. Ihm schwebte die Anwendung völlig neuer, von James Joyces Ulysses abgeleiteter Formen vor.

80 Jahre später kommentiert Alexander Kluge Eisensteins monumentalen Plan. Er sammelt filmische Miniaturen zu Marx’ Theorie, die uns so nah und so fern ist wie die Antike und montiert ganz unterschiedliche Perspektiven auf Das Kapital. Nachrichten aus der ideologischen Antike ist eine fast zehnstündige Komposition aus stehenden Bildern, dokumentarischen und inszenierten Filmsequenzen, Interviews und Schrifttafeln, alles umspült von einem das träumerische Denken fördernden und tragenden Strom von Musik. Zur Vielfalt der Genres kommt die der Tonarten: Die virtuose, ernste Komik Helge Schneiders in der Rolle des Hartz-IV-Anwärters Atze Mückert steht neben der blitzend hellen verspielten Intelligenz Dietmar Daths. Fürs Kino hat Alexander Kluge ein filmisches Kondensat von 84 Minuten realisiert.

Deutschland 2009, DigiBeta, Farbe und Schwarzweiss

Regie und Drehbuch: Alexander Kluge

Mit: Oksana Bulgakowa, Durs Grünbein, Oskar Negt, Peter Sloterdijk, Boris Groys, Helge Schneider

Veranstaltet durch: Kino Kunstmuseum

Sprache: Deutsch / Französisch

Dauer: 84 Minuten

Eintritt: 16.-/14.-

Weitere Aufführungen: Montag, 10. September, Mittwoch, 12. September

Sonntag, 9. September
16:00 Uhr
Ausstellung/Installation
Nur Abendkasse – Nach Oben
Das Kapital: Erschöpfte Zerstörer
Partizipative Installation
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Aus der Serie «Trümmerfrauen» A4 von 2011, Bleistift auf Papier, Diego Castro

2003 wurde beschlossen, den Palast der Republik, das symbolträchtige und – wie sich herausstellte – asbestverseuchte Gebäude aus DDR-Zeiten, abzureissen und zugleich das 1950 gesprengte Berliner Stadtschloss, welches über Jahrhunderte hinweg zu einem Symbol der preussischen Macht- und Militärpolitik geworden war, wieder aufzubauen. Dieser Beschluss provozierte in Berlin eine lange Reihe von Bürgerprotesten und eine langjährige Debatte, in der Sinn und Symbolik sowohl des Abrisses als auch des Wiederaufbaus diskutiert wurden. Ausgehend davon entwirft Diego Castro ein Werk, das diesen Streit in spielerischer Form sichtbar und die historische und ökonomische Dimension des Konflikts deutlich macht. Die partizipative Installation ist vorerst eine Reproduktion des abgerissenen Berliner Palastes der Republik aus LEGO-Steinen. Die Besucher der Ausstellung dürfen am Rückbau des LEGO-Palasts teilhaben und werden dazu angehalten, das alte Berliner Stadtschloss – ebenfalls mit LEGO – wieder aufzubauen oder sich für etwas anderes zu entscheiden, während ein Börsenticker steigende und fallende Aktienkurse projiziert. Castros Arbeit bezieht sich zum einen auf eine historische Zirkularität von ideologisch aufgeladener Landmark-Architektur. Zum anderen wird die Affäre um den Palast der Republik vor Castros Zeichnungen von Trümmerfrauen sowie Zitaten des Ökonomen Joseph Schumpeter (1883-1950) über «Schöpferische Zerstörung» zur Allegorie für verschärfte Kämpfe um städtische Territorien. Das Kapital: Erschöpfte Zerstörer fragt nach den Gewinnern und Verlierern einer neoliberalen Raumverwertungsideologie, bei der durch Stadterneuerung Immobilienpreise in die Höhe getrieben, neue Finanzblasen kreiert und Menschen an die Randzonen der Gesellschaft vertrieben werden.

Diego Castro ist bildender Künstler und lebt in Berlin. Er hat in Deutschland, Frankreich und der Schweiz Kunst und Kunsttheorie studiert. Seine Arbeiten waren seit 1997 in zahlreichen internationalen Ausstellungen zu sehen. Er beschäftigt sich in seiner Arbeit ‒ hauptsächlich Zeichnung, Installation und Film ‒ mit politischen, sozialen und institutionskritischen Themen.

Veranstaltet durch: Forschungsschwerpunkt Intermedialität der Hochschule der Künste Bern HKB und Biennale Bern in Zusammenarbeit mit Theaterladen / Schlachthaus Theater

Öffnungszeiten: 9. bis 16. September, jeweils 16–20 Uhr

Eintritt: frei

Künstlergespräch mit Diego Castro: 14. September, 18.30 Uhr

Weitere Aufführungen: Montag, 10. September, Dienstag, 11. September, Mittwoch, 12. September, Donnerstag, 13. September, Freitag, 14. September, Samstag, 15. September, Sonntag, 16. September

Sonntag, 9. September
16:30 Uhr
Musik-Installation/Performance
Nur Abendkasse – Nach Oben
CARRILLO_N13¿
Eine transgradiale Musik-Installation
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Modell Installation CARRILLO_N13 (Foto: Emanuel Schulze)

«Der Sonido 13 ist der Anfang und das Ende und der Ausgangspunkt einer neuen musikalischen Generation, die alles verändern wird, denn es wird kein einziges der heutigen Instrumente übrig bleiben: Sie sind alle unfähig, die überwältigende Masse an Tönen zu erzeugen, die man künftig verwendet.» (Julián Carrillo)

Das Projekt CARRILLO_N13¿ folgt dem theoretischen Manifest des mexikanischen Komponisten Julián Carrillo (1857-1965). In seiner Teoría del Sonido 13 (Theorie des dreizehnten Tons) entwickelte er das System der Dehnung und Stauchung von Kompositionen, das er nicht nur auf die eigenen, sondern alle Werke der Musikgeschichte anwenden wollte. Das Manifest beinhaltet eine doppelte Stossrichtung: Carrillo will nicht nur eine neue Form der Musik entwerfen, sondern er strebt auch die Einverleibung der europäischen klassischen Musik an. Carrillo übernimmt das Denken der europäischen conquistadores und ruft zur musikalisch-territorialen Gegenkolonialisierung Europas auf.

CARRILLO_N13¿ ist zugleich Klanggenerator, Mutterschiff und Steuerzentrale, um Carrillos Aufruf zu dieser Eroberung in die Tat umzusetzen. Während 13 x 13 Stunden werden Musik, Klänge, Menschen und Informationen zum Brennstoff, der den Generator CARRILLO_N13¿ zu immer gewaltigeren Leistungen antreibt. Jeder Zuschauer befeuert allein durch seine Anwesenheit den Motor der Installation. Alle 13 Stunden bricht mit der Eroberung eines neuen Raumes ein neuer Wachstumszyklus an.

Regie / Konzept: Till Wyler von Ballmoos

Komposition: Michel Roth

Rauminstallation / Ausstattung: Emanuel Schulze

Musikalische Leitung: Samuel Stoll

Raumklanggestaltung: Kaspar König

Dramaturgische Mitarbeit: Diana Rojas

Technik: Sebastian Geret

Produktionsleitung: Felix Heri

Performer: Benedikt Bindewald, Aleksander Gabrys, Kaspar König , Ingo Ospelt, Samuel Stoll, Till Wyler von Ballmoos

Veranstaltet durch: Biennale Bern in Zusammenarbeit mit PROGR

Treffpunkt: PROGR, Westflügel, Eingang Speichergasse 4

Dauer: Musik-Installation durchgehend - während 169 Stunden - zugänglich.

Start Musikgenerator 8. September, 16.30 Uhr / Ende Musikgenerator 15. September 17.30 Uhr.

Konzertante Führungen täglich zu festen Zeiten, ca. 60 Min.

Anmeldung: Besuchen Sie die Musik-Installation, wann immer Sie wollen! Gegensprechanlage beim Eingang, Codewort: Dreizehn.

Sprache: Deutsch / Carrillisch / Spanisch

Eintritt Konzertante Führungen: 25.-/20.-

Besuch der Musik-Installation ausserhalb der Führungszeiten: Bezahlen Sie mit Esswaren und / oder Getränken Ihrer Wahl.

 

Mehr Carillo: bei Facebook und bei Twitter

Weitere Aufführungen: Samstag, 8. September, Samstag, 15. September, Montag, 10. September, Dienstag, 11. September, Mittwoch, 12. September, Donnerstag, 13. September, Freitag, 14. September

Sonntag, 9. September
18:00 Uhr
Konzert
Nur Abendkasse – Nach Oben
«Damit ich abreisen kann»
Ein interkulturelles arabisch-schweizerisches Projekt
Schlachthaus Theater Bern
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«Damit ich abreisen kann» (Foto: Priska Ketterer)

Mit einem aussergewöhnlichen Instrumentarium spielt das internationale Ensemble ein abwechslungsreiches Konzert. Neben Werken des jordanischen Komponisten Sead Haddad und des Schweizer Komponisten Xavier Dayer stehen politische Texte des griechisch-französischen Komponisten Georges Aperghis und traditionelle arabische Improvisationen auf dem Programm. Vom syrischen Komponisten und Musiker Hassan Taha wird eine Komposition zum Thema Kapital zu hören sein, die eigens für dieses Konzert in Auftrag gegeben wurde.

Dieses Projekt ist ein gelungenes Beispiel für internationale Vernetzung im Bereich der Musik und zeigt neue Wege der interkulturellen Kommunikation auf. Es ist in der Schweiz verwurzelt, weist aber offen und unvoreingenommen über die Landesgrenzen hinaus. Wie der Titel impliziert, befinden sich die Beteiligten im Aufbruch, am Beginn einer Reise; sie  sind bereit für neue Begegnungen, schaffen neue Verbindungen und machen Grenzen bewusst.

Stimme (arabisch): Najat Suleiman

Klarinetten: Yuji Noguchi

Santur / Zarb: Françoise Rivalland

Viola: Anna Spina (www.annaspina.ch)

Veranstaltet durch: Verein VgV, Schlachthaus Theater und Biennale Bern

Dauer: 60 Minuten

Eintritt: 25.-/20.-


Sonntag, 9. September
19:00 Uhr
Theater/Performance
Nur Abendkasse – Nach Oben
«Invest in me!» – Die Ästhetik des Glaubens, die Welt verändern zu können (Tryout)
Eine performative Kontextverschiebung
Dampfzentrale, Kesselhaus
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«Invest in me!» (Foto: zVg)

Es ist lange her, dass eine Bewegung glaubte, sie könne die Welt radikal verändern. Nachdem die 68er gescheitert waren, herrschte Desillusionierung. Die nachfolgenden Generationen gaben sich mit der Rolle des Kritikers zufrieden – als Kriegsgegner, Kapitalismuskritiker und Globalisierungsskeptiker. Auch die Occupy-Bewegung brachte nichts Neues ausser der ehrlichen Selbsterkenntnis: «Wir haben auch keine Lösung, sind aber trotzdem dagegen!»

Nun sind sie wieder da, die Weltveränderer. Sie nennen sich Social Entrepreneurs. Sie wollen die Gesellschaft nicht kollektiv-politisch, sondern privat-unternehmerisch verändern. Die 68er planten den grossen gesellschaftlichen Umsturz, verloren sich aber schon bald in endlosen Diskussionen. Die Social Entrepreneurs wollen nicht reden, sondern etwas unternehmen. Sie sind in einem globalen Netzwerk organisiert und arbeiten in Hubs (siehe www.the-hub.net) ‒ dritten Räumen, in welchen die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwindet. Bis heute gibt es Hubs in 30 Städten auf 5 Kontinenten, 50 weitere sind geplant. In «Invest in me!» nimmt das Künstlerduo Thom Truong eine performative Kontextverschiebung vor. Sie bringen Social Entrepreneurs auf die Bühne, wo diese das tun, was sie auch sonst tun. Sie versuchen, andere Menschen von ihrer Vision zu überzeugen. Denn um diese verwirklichen zu können, brauchen sie finanzielle Mittel und Unterstützung.

«Invest in me!» ist Teil des Festivals «FREISCHWIMMER 2012/13 ‒ Neues aus Theater, Performance und Live Art» und wird von der Gessnerallee Zürich koproduziert. FREISCHWIMMER 2012/13 ist ein Gemeinschaftsprojekt von SOPHIENSÆLE Berlin, FFT Düsseldorf, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main, Kampnagel Hamburg, brut Wien und Gessnerallee Zürich. «Invest in me!» wird im Oktober in den Sophiensaelen Berlin uraufgeführt. Die Dampfzentrale zeigt ein Tryout.

Konzept, Realisierung: Thom Truong (Thom Reinhard und Monika Truong)

Schauspielcoaching: Judith Koch

Textcoaching: Julia Sutter

Social Entrepreneurs: Jonas Bieber, Evelina Lundqvist, Thomas Rippel, Mario Sinnhofer, Edmund Trollope

Dramaturgie: Elias Gross

Lichtdesign: André Donzé

Szenographie: Björn Neukom

Künstlerische Beratung: Julian M. Grünthal

Veranstaltet durch: Dampfzentrale Bern

Sprache: Deutsch / Englisch

Dauer: 30 Minuten

Eintritt: 25.-/20.- (Kombiticket für «Invest in me!» und NOT MY PIECE)

Weitere Aufführungen: Samstag, 8. September

Sonntag, 9. September
20:00 Uhr
Theater/Performance
Nur Abendkasse – Nach Oben
NOT MY PIECE - postcapitalism for beginners
Performance
Dampfzentrale, Turbinensaal
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NOT MY PIECE (Foto: zVg)

Das Ende des kapitalistischen Wirtschaftssystems ist Tagesthema in den Medien. Für einige ist es unmittelbare Realität, wie beispielsweise das Schicksal unzähliger Griechen zeigt. Aber auch in den USA schnüren gut informierte Ökonomen Notpakete und kaufen Grundstücke mit Quellwasser und Weideland. Man munkelt, das System könne über Nacht zusammenbrechen. Die Steuermänner sitzen also schon in den Rettungsbooten und es ist höchste Zeit, sich auf ein neues Spiel vorzubereiten, bevor man nasse Füsse kriegt! Kennen Sie clothes-swapping? Und guerilla gardening? Was ist ein first mover? Falls Sie bei diesen Begriffen auf einer burning platform stehen und ein empowerment brauchen, ist NOT MY PIECE genau das Richtige für Sie!

NOT MY PIECE ist eine Einführung in die Welt des Postkapitalismus und verfolgt Schritt für Schritt dessen Begrifflichkeiten. In dieser Choreografie von Dienstleistungen finden komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge eine vereinfachte Form und bilden gleichzeitig das Material für eine Farce mit hohem Wahrheitsgehalt: überraschend, komisch und zum Nachdenken verpflichtend. Martin Schick betreibt ökonomische Forschung am eigenen Leib: Er hat für den Postkapitalismus vorgesorgt und ein Grundstück in Fribourg erworben, versucht sich darauf selbstversorgend durchzuschlagen, involviert die Nachbarschaft in Tauschgeschäfte und plant den Bau eines autarken Hauses. Persönliche Utopien vermischen sich mit bereits bestehenden Ideen und Strategien einer alternativen Ökonomie, und das Theaterstück wird zu einem Spiel mit realen Konsequenzen.

Eine Produktion von Belluard Bollwerk International, zustande gekommen dank eines Kulturförderbeitrags des Kantons Freiburg. In Koproduktion mit Far° Festival des Arts Vivant Nyon und Beursschouwburg Brüssel.

Konzept, Performance: Martin Schick

Choreografie, Tanz: Kiriakos Hadjiioannou

Dramaturgie: Anna Katharina Becker

Mentales Sponsoring: San Keller

Veranstaltet durch: Dampfzentrale Bern

Sprache: Englisch / Deutsch / Griechisch (deutsche Untertitel)

Dauer: 90 Minuten

Eintritt: 25.-/20.- (Kombiticket für NOT MY PIECE und «Invest in me!»)

Weitere Aufführungen: Samstag, 8. September

Sonntag, 9. September
22:00 Uhr
Discours
Nur Abendkasse – Nach Oben
Festivalzentrum: Bar Geld
Discours mit Pedro Lenz und Werner Vontobel

Die Bar Geld ist – wie Bargeld – mobil: Am ersten Abend findet sie in der Dampfzentrale statt, später dann im Foyer des Stadttheater Bern. Das Festivalzentrum der Biennale Bern 2012 wird einerseits Bar und Verpflegungsort sein, wo Besucher und Künstlerinnen ihr Kapital gegen Ess- und Trink-Waren tauschen können, und anderseits ein Ort des Feilschens über wahre Werte und des Diskurses.

An neun Abenden werden Finanzspezialistinnen, Geldhaie und Wirtschaftsdetektive im Gespräch dem Kapital nachjagen: Was ist das für ein Gespenst, das in Europa umgeht? Gibt es zu viele Milliardäre, zu wenig Kapital ‒ oder beides? Wie kann man einem Künstler den Finanzplatz erklären? Oder wie spekuliert ein Spekulant über die Kunst? Ist Popmusik nur Pop, wenn sie Geld macht, oder auch, wenn sie nur über das Geldmachen spricht? Journalistinnen, Politiker, Musiker, Marxisten und Soziologinnen werden sich im Bar-Gespräch über das Kapital unterhalten.

9. September

Pedro Lenz und Werner Vontobel

Gleich dreimal wird uns Pedro Lenz in der Bar Geld beehren! Er wird sich als Sprach- und Geschichtenspezialist mit Geld- und Wirtschaftsspezialisten zusammensetzen und über das liebe, das böse, das schöne und das leidige Geld reden. Zum ersten Mal trifft am 9. September Pedro (Dollar) Lenz auf Werner Vontobel, Wirtschaftswissenschaftler und Kolumnist beim Blick am Abend und Work. Sie werden über die heutige Wirtschaft und die kleinen Leute reden, und warum das eine immer weniger mit dem anderen zu tun hat.

 

Türöffnung: 21.30 Uhr

Dauer: ca. 60 Minuten

Eintritt: frei


Sonntag, 9. September
Ausstellung/Installation
Nur Abendkasse – Nach Oben
53 Fahnen für Bern
Installation
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Silke Wagner, 53 Fahnen für Bern, 2012

Die Biennale Bern lud Silke Wagner (*1968) als artist in residence nach Bern ein. Die in Frankfurt lebende bildende Künstlerin konzipiert für das Festival eine Beflaggung im öffentlichen Raum. In Linien und geometrischen Formen übersetzt sie Zahlen und Statistiken zur Verteilung des Kapitals, zum Welthandel und zu den damit verbundenen Fragen der Migration und Umweltbelastung. Durch die gestalterische Anlehnung an überlieferte Heraldik irritiert die Präsenz dieser Fahnen in der Altstadt von Bern. Sie wirft Fragen nach Sinn und Zweck einer Beflaggung auf, die keiner lokalen Tradition entspricht. Die Motive bleiben auf den ersten Blick rätselhaft, ihre Hintergründe werden jedoch auf Postkarten erläutert.

Konzept / Umsetzung: Silke Wagner

Veranstaltet durch: Biennale Bern

Dauer: 6. bis 16. September, durchgehend

Eintritt: frei


Sonntag, 9. September
Ausstellung/Installation
Nur Abendkasse – Nach Oben
Kopf oder Zahl II
Filme von Christian Jankowski im Zentrum Paul Klee
Zentrum Paul Klee
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Christian Jankowski, Telemistica, 1999, DVD, Farbe, Ton, 22 Min. (Videostill: zVg)

Nicht erst die Finanzkrise hat die künstlerische Auseinandersetzung mit Wirtschaft und Politik, Macht und Kapital ausgelöst, jedoch hat sie den Diskurs über die Hintergründe des ökonomischen Systems intensiviert. Seither häufen sich Ausstellungen, die  nach der Bedeutung des Kapitals fragen, der Verbindung von Geld und Macht oder der Auswirkung des freien Marktes. Die während der Biennale Bern gezeigten Werke decken zum Teil überraschende Zusammenhänge auf, die zur heutigen wirtschaftlichen Situation führten. Sie analysieren Hintergründe, visualisieren komplizierte Sachverhalte auf schlichte Art und enthüllen damit die Geschichte des Kapitals.

Christian Jankowski (*1968) hinterfragt in seinen Arbeiten immer wieder die Mechanismen des Kunstmarktes. Für die 48. Biennale in Venedig rief er fünf italienische TV-Wahrsager an, um sich von ihnen die Erfolgschancen seines Werkes prophezeien zu lassen. Telemistica kann als Kommentar zu den oft an Wahrsagerei grenzenden Aussagen zur Entwicklung im Kunstmarkt bzw. der Wirtschaft allgemein interpretiert werden. In Strip the Auctioneer bietet ein Auktionator von Christie’s (fast) alles zur Versteigerung an, was er am Leibe trägt: Taschentuch, Krawatte, Jackett, Schuhe, Socken, Hemd und schliesslich den Auktionshammer. Für Tausende von Euro ersteht das zahlungswillige Publikum eine abgetragene Garderobe, die durch die Auktion augenblicklich eine vielfache Wertsteigerung erfährt. Die Aktion stellt das Verhältnis zwischen dem wirtschaftlichen und dem ideellen Wert von Kunst zur Disposition. Für die Kunstmesse Art Cologne entwickelte Jankowski 2008 ein Teleshoppingformat. In Kunstmarkt TV sucht ein Moderator seinen Markt für Werke von Franz West oder Jeff Koons ‒ ein triviales Format und etablierte Kunst prallen aufeinander.

Die Filme werden zwischen dem 6.9. und 16.9.2012 in der Ausstellung «Höhere Wesen – Sigmar Polke und Paul Klee» gezeigt.

Veranstaltet durch: Zentrum Paul Klee

Öffnungszeiten Zentrum Paul Klee: Di bis So, 10–17 Uhr

Eintritt: 20.-/18.-/10.-