Performance | Installation — Schweiz

TIM ZULAUF/­​KMUProduktionen

Striche durch Rechnungen

Sexarbeiterin E. gibt ihren Salon auf. Die Umsetzung einer neuen Verordnung des Prostitutions­gewer­bes zwingt sie dazu. Nur: Der für ihren ­Auszug verantwortliche Sittenpolizist H. mischt sich weiterhin in ihr Leben ein. Möchte er E.s neues ­Engagement für eine globale SexarbeiterInnen­organisation durchkreuzen? Was sonst bezweckt die Beharrlichkeit, mit der er E. auf ihre ehemalige Rolle festzulegen versucht? E. setzt sich zur Wehr. Sie beschliesst, die Doppelmoral ihrem Beruf gegenüber von Innen ­anzugehen – von H. aus. Doch es stellt sich heraus: Die beiden vermeintlichen Gegen­positionen sind bereits von einer unidentifizier­baren Energie durchdrungen. Grenzen zwischen Geschlechtern und argumentativen Positionen ­verrutschen und vervielfältigen sich. Umgearbeitet wird dabei ein gesellschaftlicher Diskurs, der Sexarbeit zunehmend an Migration aus Osteuropa, kulturellen Rückstand, Kriminalität und Frauenhandel koppelt – und der so Trennungen zwischen gesellschaftlichen Gruppen vertieft.
Striche durch Rechnungen schreibt sich ein in die europaweite Diskussion um Freierbestrafung und Restriktion von Sexarbeit. Das Projekt fragt nach, mit welchen Moralvorstellungen politisch im Namen von Sex­arbeitenden für deren Bedürfnisse argumentiert wird… und welche Kräfte Städte wie Utrecht, Dortmund oder Zürich dazu bewegen, Strassenstriche in Verrichtungsboxen zu verlegen und Klein­-Salons aufwendige Bewilligungsver­fahren aufzuzwingen. Was steckt weiter hinter dem Argument, «Horizontales Gewerbe und Familienwohnungen» liessen sich nicht vereinen, mit dem die Sexsalons am Berner Lagerweg geschlossen wurden? Wohin zielen solche Veränderungen?

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